Der Weg zum Wein war bei mir zu Hause dankenswerterweise nur ein kleiner Abstieg, nämlich in den hauseigenen Keller: Meine Eltern waren und sind Weinliebhaber und so füllte sich der Bastelraum nach jedem Urlaub mit italienischen und französischen Tropfen. Größtes Hindernis zu den Weinkartons waren disparat verteiltes Werkzeug und fantastische Arbeitsgeräte - irgendwann gekauft und kaum gebraucht - die mit etwas gutem Willen und dem untrügerischem Instinkt einer durstigen Reblaus leicht zu überspringen waren...
Seit meinen Arbeitsreisen 1995, die mich vorwiegend nach Frankreich führten, begleitete mich die Neugier nach gutem Wein und guten Gesprächen mit Winzern. Besonders hatte es mir das Burgund angetan, für mich nach wie vor ein einfacher Einstieg in die Weinwelt: Zwar gibt es mittlerweile dort über 100 verschiedene Ursprungsbezeichnungen (AOCs oder AOPs), aber zwischen den Dörfern liegen meist nur wenige Meter, man kostet den aktuellen Jahrgang, weiß um die jeweils leicht unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, die ähnliche Vinifizierung, aber: Die Konstante sind die zwei, drei Rebsorten und die daraus reinsortig gekelterten Weine.
Keine schwer verständlichen Cuvées, demnach viel Lernpotential für Anfänger. So ging es jahrelang und angenehm dahin, wobei einige Reisen nach Italien und Spanien mein persönliches Weinportfolio bereicherten. Ich habe oft bei Weinernten mitgearbeitet, am Feld, im Keller. Dutzende, aberdutzende Weine, meist aus dem Fass heraus, durfte ich verkosten, darunter einige der renommiertesten Grand Crus aus dem Burgund. Mit der Zeit drängte sich mir aber immer wieder die Frage auf: Wie und wohin soll es jetzt weitergehen? War es das jetzt? Ich war auf der Suche. Aber wonacheigentlich?
Und dann das Schlüsselerlebnis. München 2011, Schwabing, das Restaurant Belleville — das ein paar Jahre später die Auszeichnung zum besten Bistrot Deutschlands erhielt — suchte eine weinaffine Aushilfekraft. Nach einem kurzen Rundgang mit Wolfgang durchs Restaurant und das hauseigene Weinlager merkte er mit fast schon entschuldigendem Unterton an, dass sie hier ausschließlich Naturweine ausschenken würden. Etwas verdutzt fragte ich ihn... „Bioweine, oder?“„Nein, das sei schon etwas anderes...“ Nach dem ersten, okay, ehrlicherweise nach dem zwei-ten Schluck wusste Ich: Das ist es, wonach ich suchte! Danke Wolfgang, dass Du mir die Tür geöffnet hast. Den Weg dahinter gehe ich seitdem mit herrlichen Abzweigungen und von Naturweinwinzern begleitet in verschiedenen Regionen Frankreichs. Und ich bereue keinen einzigen Schritt davon: Lernen beim Gehen bzw. Kosten.
Ich schätze mich glücklich, Ihnen als KundInnen einige funkelnde Perlen dieses Weges mitzugeben, um Ihre kulinarischen Erlebnisse in freundschaftlicher Runde bei einem wirklich guten Wein zu bereichern!
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